Tageb�cher aus dem Zweiten Weltkrieg (Helmut Roewer)Im Arnshaugk Verlag ist ein Schriftsteller aus dem Vergessen befreit worden der es verdient. Ich kann und will hier nichts zu den Prosa-Werken von Lange sagen die gleichfalls bei Arnshaugk erschienen sind sondern mich auf das Kriegstagebuch konzentrieren. Dem aus einer Soldatenfamilie des Unteroffiziersstandes stammden Lange war der Kasernenbetrieb zwar ein täglicher Kindheitseindruck doch er selbst blieb vom Soldatsein verschont bis er 1940 schließlich doch zur Wehrmacht einrücken mußte. Da war der Krieg ein halbes Jahr alt und der Tagebuchschreiber bereits ein recht bekannter Autor wenn auch auf dem schmalen Grad opperierend den NS-Kleingeister und Kultusklugscheißer dem deutschen Volk zubilligen wollten. Daß Langes Werke akzeptabel erschienen wirkt irgendwie wie ein kleines Wunder denn besonders aufbauend oder gar heldenhaft waren seine Helden nun grad nicht.
Wie die Helden so der Autor. Lange war alles andere als ein Soldat. Er strebte keinen Deinstgrad an der irgendwie zu seinen Bildungsabschlüssen gepaßt hätte blieb Muschkote bis zum letzten Kriegstage. Dabei hatte er letztlich Glück im Unglück denn den schrecklichen Winterfeldzug in Rußland 1941/42 überlebte er auch die Verwundung dann kam nach der Genesungszeit ein Schreibstubeneinsatz im Oberkommando des Heeres in Berlin. Was er dort in der Feinlageabteilung trieb bleibt dunkel es muß ihn nicht sonderlich interessiert haben. Dafür blieb die Literatur seine Welt. Das was er las und sich dabei dachte schreibt Lange ins Tagebuch auch literarische Ideen das Erscheinen von eigenen Werken welches ihn jeweils selbst überrascht.
Zum Schluß dann der Endtaumel des Reiches eine aus den Fugen geratende Gesellschaft. Vorgesetzte vertrauen ihm die unglaublichsten Geschichten an Lange sieht die Dinge mehr als Drama denn als Wirklichkeit. Schließlich hat erneut Glück. Er wird beauftragt Akten auf einem LKW nach Süddeutschland zu bringen. Seine Frau nimmt er bei der Gelegenheit auch gleich mit. Eine etwas andere Reise durch den letzten Akt.
Nein ein Bilderbuchsoldat war Lange sicherlich nicht auch kein Bilderstürmer dafür war er zu alt und zu lebenserfahren. Mehrfach eckte er mit jüngeren Offizieren an die ihm seiner Ansicht nach in aller Öffentlichkeit blöd kamen. Mehrmals kam es zu Schlägereien. Der Alkoholkonsum muß beträchtlich gewesen sein. Dergleichen zu überleben läßt einen gesunden Instikt erkennen auch das Nutzen der scheinbaren Froschperspektive.
Das Kriegstagebuch von Lange das sind Gedanken in den Verheerungen und in der Ödnis von Rußland und Wanderungen durch das bombenzerstörte Berlin Luftholen im heimatlich gebliebenen und doch durch das Leben in der Hauptstadt fremd gewordenen Schlesien. Und zwischendrim immerzu neue Ideen das Planen für die Zeit nach dem Krieg. Nicht zu vergessen da ist die Liebesaffäre des verheirateten Mannes mit der Schaupielerin Elisabeth Flickenschildt eine merkwürdige Fernbeziehung mit einer die mit den Herrschenden anzuecken plegte. Auch das.
Das Tagebuch ist sorgfältig ediert die Fußnoten halten sich in Grenzen und weisen aus das hin was sich im allgemeinen nicht so ohne weiteres aus dem Text erschließt. In Summa: lesensenswert – sowohl für den Kriegsforscher wie den Literaten.
Lange Horst: Tagebücher aus dem Zweiten Weltkrieg. Mit einem Lebensbild von Schaefer Oda. Nachwort u. Anmerkungen von Schäfer Hans Dieter. 2012. 343 S. 5 Abb. a. Taf. ISBN 978-3-926370-94-5 Arnshaugk Kt. 24– €
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