Die rote Pest aus gr�ner Sicht (Hilke Gerdes)»Die Querfront der Fremdekräuterhasser und Gehölzrassisten« lautete 2009 der Titel eines Essays erschienen in »Diktynna. Jahrbuch für Natur und Mythos« in dem Volkmar Weiss erstmals auf seltsame Begründungen und Allianzen zwischen linken und rechten und anderen kaum zuzuordnenden Extremen aufmerksam machte mit denen die Abneigung und die Verfolgung von Neophyten begründet wird. In dem Essay und in dem hier beprochenen Buch geht es Weiss um die abwägende Vernunft der Mitte die er mit Sachkenntnis gegen extreme Ansichten verteidigt. Das kann nicht allen Angesprochenen gefallen.
Die für den Naturschutz zentrale Neophyten-Frage wird am Beispiel der Springkräuter abgehandelt. Weiss beantwortet dabei einige Schlüsselfragen: Warum wurde um 1940 zur Ausrottung des Kleinen Springkrauts Impatiens parviflora durch die Hitlerjugend aufgerufen? Stimmt es die Imker würden bis heute das Rote Springkraut Impatiens glandulifera als späte Bienenweide sehr schätzen und hätten deshalb maßgeblich zur Verbreitung der Art beigetragen? Begann das schon um 1870? Warum wurde das Rote Springkraut bis 1960 von Natur- und Heimatfreunden ausdrücklich als eine Bereicherung begrüßt wird aber seit etwa 1980 von manchen Naturschützern insbesondere im Südwesten des deutschen Sprachraums gehaßt und als »Rote Pest« mit großem Aufwand bekämpft? Welche Rolle spielt dabei die Naturgartenbewegung?
Weiss hat dazu hunderte versteckte Quellen und Belege aufgespürt die noch nie in einen Zusammenhang gestellt und auf ihren rationalen Gehalt geprüft worden sind. – Als einen besonderen Leckerbissen für Botaniker enthält das Buch die aktualisierte Ökologie der sich neu ausbreitenden Springkraut-Art Impatiens edgeworthii mit 16 farbigen Abbildungen aus Berlin Essen und Mitteldeutschland. Auch für die Imker dürfte diese neue Art als späte Bienenweide Bedeutung erlangen.
Ein wie eine Kriminalgeschichte aufgebautes nicht alltägliches Buch!
Weiss Volkmar: Die rote Pest aus grüner Sicht. Springkräuter – von Imkern geschätzt von Naturschützern bekämpft. 2015. 160 S. zahlr. farb. Abb. ISBN 978-3-7020-1506-0 Stocker Kt. 1990 €
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