Reinberger Linde (Uwe Lammla)Sie war schon vor der Kirche hier
Den Höfen und dem Sühnestein
Und das Geschäft von Mensch und Tier
Ist ihr wie Frost und Sonnenschein.
Als Schubert sang vom Lindenbaum
Der vor dem Tor am Brunnen stand
Da galt das Weib vom Strelasaum
Als größter Baum im deutschen Land.
In ihrem wuchtigen Gehöhl
Ganz trocken bleibt der Wandersmann
Der Duft von ihrem Blütenöl
Verheißt was sie ertrotzen kann
Wo Hanse Dänen Schweden Gast
Eh auch die Preußen schlug der Ruß
Dort schirmt und schattet ohne Hast
Die Knorrige die treiben muß.
Sie bietet Raum sie bietet Zeit
Inwendig und nach außen so
In ihrer linden Fruchtbarkeit
Würd auch der ganz Zerknirschte froh
Wär er zu blind nicht und zu stolz
Nach Peinlichkeit und Kreuzverhör
Zu rühren das erlauchte Holz
Daß es mit Lieblichkeit betör.
Solang der Zeit von tausend Jahrn
Solch ein Geschöpf vergeben kann
So ist die Fahrt nicht ganz verfahrn
Weil alles sich noch wenden kann
So sind die Quellen nicht vernarbt
Daß Engel blasen zum Gericht
Drum geht zu mehrn was ihr erwarbt
Und lobt die Erde und das Licht.
Der Freigeist selbst das Lästermaul
Sie schweigen vor der Wundertat
Der Seligkeit die schlafensfaul
Sich so viel Winterschmerz erbat
Die Mutter ist von Zweig und Blatt
Und die gebiert solang es tagt
Mehr als die Völker Glauben hat
Und mehrt ihn täglich unverzagt.
Drum geh nach Pommern saug das Grün
Zu Reinberg als den Lenz der Welt
Erfahr wie ungebrochnes Mühn
Dem Herrn der Himmelsscharn gefällt
Und zeig die Erde und das Licht
Den Augen trüb den Ohren matt
Im Herz das fein geädert spricht
Das Gotteswort als Lindenblatt.
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