Wintersonne
(Dieter Wolf)

Ein Sonnentag im Winterreigen‚
Will Wald und Wiese festlich zeigen‚
Vom Zweig löst sich das Harte‚ Feste‚
Ein Bächlein überrinnt die Äste.

Unweit auf zugefrornem Weiher
Da tagte ein gescheckter Dreier‚
Drei Kühe froh im Weidenschatten‚
Der schöner ist als Zauneslatten.

Doch stieg die Sonne zum Zenite‚
Da sprach das Rindvieh in der Mitte:
Wir haben keine Schlittenkufe‚
Drum gebt gut acht auf eure Hufe.

Es macht das Sonnenlicht auch munter‚
So ging wohl im Getrampel unter
Das Warnwort‚ das die Katastrophe
Nicht nahm den Tieren und dem Hofe.

Es knackte‚ gluckste‚ dann ein Beben‚
Die Schollen sich wie Flossen heben‚
Die Woge überrennt die Eise‚
Dann glättet sich die breite Schneise.

Ganz plötzlich‚ ohne Weh und Bitte‚
Versank die erste‚ zweite‚ dritte‚
Es war gewiß nicht auszumachen‚
Wen nun zuerst verschlang der Rachen.

Grad wie ein Untier beim Verdauen‚
War still der Weiher anzuschauen‚
Er glitzerte im Sonnenglaste‚
Gestört von keinem frechen Gaste.

Dann lief der Bauer ganz im Schweiße‚
Grad so‚ als wollt er selber baden‚
Herbei‚ und als gekühlt die Waden‚
Da stockte er‚ wie das wohl heiße‚
Und zischte dann das Fazit: Schaden!

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